Montag, 17. Juli 2017

Tag 29: Nachmittag heißt nach Mittag

Der Wirt in der Preintaler Hütte meinte am Vorabend, am Nachmittag würde das Wetter heute schlecht werden. Ich schlage 6:00 Uhr Frühstück vor und er bestätigt, genau so habe er das gemeint.

Als ich um 5:45 aufstehe, regnet es in Strömen. So, so, am Nachmittag. Ich lege mich gleich nochmal für ein Stündchen ins Bett.

Als ich um 8:15 aufbreche schaut das Wetter gar nicht so übel aus und ich verwerfe den Notfallplan, über Talfahrstraßen die Gollinghütte durch Ab- und wieder Aufstieg zu erreichen, sondern kehre zur Original-Etappe über den Greifenberg zurück.

Im Anstieg durch das Lämmerkar schaut ganz kurz sogar mal die Sonne raus und dann macht die Lokation ihrem Namen alle Ehre: Auf der anderen Seite des Schwebebalkens über den Fluß wartet schon eine ganze Herde weißer, flauschiger Bälle auf mich, von denen einige auch noch recht jugendlich aussehen. Ganz so mutig wie neugierig sind sie dann aber doch nicht: Als ich die andere Seite des Flußes erreiche, weichen sie doch deutlich zurück.
Ich folge dem Pfad weiter und bin erstaunt, als es plötzlich direkt hinter mir *mäh* macht. Ein Mutterschaf samt Nachwuchs war mir unauffällig gefolgt und das flauschige etwas läßt sich sogar streicheln.

Im Anstieg zur unteren Klafferscharte überhole ich drei Niederländer und werde bald von einem österreichischen Pärchen passiert. Weiter unten kommt noch eine größere Gruppe. Heute auch in meine Richtung ordentlich was los ...

Der Weg lädt meist so richtig schön zum kontinuierlichen Gehen ein, so daß ich gut voran komme.


Im Klafferkessel mit seinen Seen schließe ich nochmal kurz zu den beiden Österreichern auf und wir orientieren uns gemeinsam für den weiteren Weg bergauf. Dann sehe ich wieder nur die feuchten Profilabdrücke von Zeit zu Zeit auf dem Fels. Irgendwie beruhigend.

An der oberen Klafferscharte ziehe ich dann doch mal Anorak über und setze Mütze auf: Mit 2.618 Metern ist der Greifenberg, über dessen Gipfel der 02er-Weg führt ja schon ein ordentlicher Brocken.
So arg wie befürchtet sind Wind und Kälte aber gar nicht und noch hält das Wetter, so daß ich mich sogar in aller Ruhe ins Gipfelbuch eintragen kann.

Am Greifenbergsattel unterhalb suche ich dann noch vergeblich etwas und finde leider nur ... Regen.
Aha, es ist 12:15 Uhr. NACH Mittag. Und hier ist die Kaltfront mit dem schlechten Wetter.

Also schnell Regenhose an und Kamera & Co wegpacken und ab in den weiteren Abstieg. Nach gut einer Stunde vorsichtigen Abstiegs über die feuchten Felsen und Wege, hört es aber wieder auf und der Anorak und ein Teil der Hose sind bis zur Gollinghütte auch schon wieder weitgehend abgetrocknet.

Bereits um 14:00 Uhr bin ich am Ziel und habe heute erstmals die Gehzeit aus dem Führer deutlich unterschritten.


Nun heißt es Sachen (temporär) trocken legen, denn morgen soll es bis Mittag noch weiter schlecht bleiben, bevor ab Sonntag dann richtig schönes Wetter angekündigt ist.


Spannend wird sein, wie tief die Schneefallgrenze jetzt wirklich sinkt und wie viel Schnee es gibt. Zwischenzeitlich geht vor der Tür immer mal wieder die Welt unter ...


Im Laufe des späteren Nachmittags wird es dann noch ernst: Eine Dame vermißt Ihren Sohn und die Schwiegertochter aus Südamerika. Sie wollten sich auf der Hütte treffen und müßten eigentlich längst da sein. Die beiden sind morgens noch vor der Gruppe mit den beiden Österreichern und dem Syrer von der Keinprechthütte los und waren dann nicht mehr gesehen.
Zwischenzeitlich geht der Hüttenwirt mal schauen, kommt aber ergebnislos zurück. Die Nachbarhütte ist ausgerechnet nicht erreichbar. Das Wetter wird draußen währenddessen immer schlimmer. Mit jeder verstreichenden Stunde wird die Lage angespannter.
Gegen 19:00 Uhr macht sich der Hüttenwirt nochmal auf ins schlechte Wetter und kehrt eine Weile später mit guten Nachrichten zurück: Die beiden kommen.
5,5 Stunden nach der 3er-Gruppe kommen die beiden. Sie ist völlig am Ende.
Er, der Geograph war gleich nach der Hütte eine Stunde in die falsche Richtung gegangen und später waren sie mehrmals ins schlechte Wetter gekommen. Nun, Ende gut, alles gut.


Begegnungen:
Mutter- und Kind-Schaf
Nettes Österreichisches Pärchen
3er-Runde auf der Hütte


2.000er:
Greifenberg, 2.618

2 Kommentare:

  1. Hallo Kai, ich habe schon darauf gewartet, wann Du Deine Blog-Beiträge von Freitag/Samstag veröffentlichst, damit ich sehe, wie es Dir bei der Etappe über die Gollingscharte ergangen ist. Deine Schilderung bestätigt, dass es eine gute Entscheidung war, an diesem Tag nicht über den Greifenberg zu gehen, der noch einmal 300m höher gelegen ist, sondern die bereits von Dir in Erwägung gezogenene Talvariante von der Gollinghütte zur Preintalerhütte zu nehmen. Dafür wurden wir am nächsten Tag bei trockenen, guten Wanderwetter mit einer herrlichen Abschlussetappe über den Planai-Höhenweg entschädigt.
    Ich wünsche Dir noch eine schöne Reise durch Österreich und danke für die Inspiration betreffend Weitwandern.
    René (einer von der 3er-Gruppe)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo René.

      Ich habe an jenem Tag ein paar mal an Euch gedacht und gehofft, daß Ihr untenrum seid.
      Für mich war der Gollingsattel etwas abenteuerlich aber Ok.
      Am Greifenberg gibt es dagegen schon ein paar ausgesetztere Stellen im Abstieg zum Klafferkessel, die ich bei Schnee auch nicht würde gehen wollen.
      Bin dann nach dem Gollingsattel auch nicht Euren Weg gegangen, sondern Normalweg 702 untenrum.

      Schöne Grüße aus Großarl,
      Kai.

      Löschen