Montag, 17. Juli 2017

Tag 27: Wenn er fällt dann schreit er ...

Um 7:00 Uhr hat mir Toni ein super Frühstück hergerichtet und auch beim Bezahlen ist er sehr fair: Da ich zum Schweinebraten kein Kraut bekommen habe, muß ich nur 2/3 bezahlen und da ich das Kilo Saft für die geplante Selbstversorgung natürlich nicht weiter über die Berge schleppen möchte, nimmt er es quasi in Zahlung und streicht dafür ein großes Spezi von meinem Zettel.

Echt klasse, wie der - seit einem Schlaganfall und damit in der Folge verbundenen Sturz neun Meter von der Leiter in die Tiefe - mit Mitte 40 vor 15 Jahren frühpensionierte Lokführer (15.000 Mal ist er mit Personen- oder Güterzügen wohl über den Semmering und zurück gefahren) und Hobby-mäßige Koch und Holzbearbeiter hier alleine die Hütte ehrenamtlich einspringend seit Juni führt !

Das Wetter schaut beim Start super aus, aber wie in den letzten Tagen zieht es schon bald zu. Der 02er-Weg führt mich erst weiter bergab und dann gen Westen in das obere Etrachbachtal.

Dort geht es dann zeitweise auf einer Almstraße bis zur Hubenbauerhütte, einem winzigen Holzhäuschen, wo kurz vor mir Bauer und Bäuerin dem Auto entstiegen und nun eifrig dabei sind, den elektrischen Weidezaun in die Pfosten für die Saison auf der Hochalm einzuhängen.

Ich gehe weiter bergauf bis zum Hubenbauertörl. Von dort führt der schmale Pfad nun in einem Bogen und zwischenzeitlich reichlich auf und ab bis hinüber zur Hinterkarscharte. Dort oben erstmal den Wegweiser gedreht, daß er auch richtig den Weg weist (ich fürchte nur, der Wind wird ihn wieder verdrehen).


Da es da oben sehr zugig ist, steige ich für die kleine Mittagspause noch fast bis zum See unterhalb ab.


Kurz nach dem See treffe ich seit Tagen erstmals wieder unterwegs Menschen: Zwei Radler sind das Rantenbachtal auf der Almstraße hochgeradelt und vom Ende der Straße noch ein gutes Stückchen zu Fuß weitergegangen.

Nach einem netten kleinen Gespräch trennen sich unsere Wege wieder.

Laut Wegweise wären es jetzt noch 5,5 Stunden bis zum Tagesziel der Breitlahnhütte - einzig ich kann es bei 150 Aufstiegsmetern und weniger als 10 Kilometern Wegstrecke alles andere als glauben.

Am Rantentörl und somit vor dem großen Abstieg, sind es nach einer guten halben Stunde auch plötzlich nur noch drei Stunden Rest-Gehzeit.


Anfangs geht es steil eine Stufe hinab und dann wird es wieder naß. Gott sei Dank aber nur von unten: Überall plätschert es und teilweise weiß ich kaum, wie ich laufen soll.

Erstmals in meinem Leben sehe ich auch einen Unterwasser-Wegweiser. - Es scheint also nicht immer SO viel Wasser hier zu geben, denn beim Bemalen war der Fels vermutlich oberhalb der Wasserlinie, denn sonst hätte es möglicherweise Probleme beim Trocknen gegeben ;-)

Richtig schwierig wird es dann im Gras-/Waldgebiet. Teilweise sind die Felsen hier spiegelglatt poliert, von einer schleimartigen Moderschicht oder Matsch überzogen und obendrüber fließt das Wasser. Ein Mal kann ich mich noch fangen, aber später mache ich dann doch noch den Abflug.

Argh. Glück gehabt: Fahrgestell heil, Stöcke heil, nicht ganz in den Matsch gefallen, sondern nur Handschuhe und rechtes, unteres Hosenbein eingesaut. - Ist aber niemand da, dem das auffallen könnte.

Die Handschuhe werden am nächsten klaren Wasserlauf gereinigt und das Hosenbein trocknet in der Wärme gut. Der Dreck fällt dann schon wieder ab ... ;-)

Nach 700 Höhenmetern Abstieg haben die durch die Nässe etwas kniffligen Wege dann auf 1.450 Metern ein Ende: Den Rest bis zur Breitlahnhütte auf 1.104 Metern geht überwiegend über Forst-/Alm-Straßen dahin.


Heute bin ich auch trocken angekommen, denn der Regen kommt erst 1,5 Stunden später, wo ich dann noch die Regenjacke auspacken muß, um von meinem Zimmer zum Haupthaus zum Essen zu kommen.


Begegnungen:
1 Murmeltier (akkustisch)
2 nette Radler auf Bergpfaden
1 Frosch
1 Murmeltier (akkustisch)


2.000er:
Hubenbauertörl, 2.051
Hinterkarscharte, 2.274
Rantentörl, 2.166



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